Die Entwicklung neuer Autos verschlingt viel Geld. Als Folge davon sind die Hersteller darauf bedacht, möglichst viele Synergieeffekte zu erzielen. Gemeinsame Plattformen für verschiedene Konzernmarken oder gleiche Motoren in möglichst vielen Baureihen sind einige der Möglichkeiten. Auch konzernübergreifend kann es Kooperationen geben, denken Sie nur an BMW/Toyota oder Renault/Mercedes bei Nutzfahrzeugen.
Noch relativ frisch ist die Zusammenarbeit von Ford und Volkswagen in diversen Segmenten. Was kaum jemand weiß: Bereits 1948 ließ Ford für zwei Monate den Buckel-Taunus in Wolfsburg bei VW bauen. In den 1990er-Jahren gab es mit dem VW Apollo und dem VW Pointer zwei Modelle in Brasilien, die auf dem Ford Escort/Orion basierten. Trotz alledem blieben Ford wie VW zumeist Konkurrenten.
Bildergalerie: Ford Tourneo Connect (2022)
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Im Sommer 2020 vereinbarten Ford und Volkswagen jedoch eine Zusammenarbeit auf dem Gebiet der leichten Nutzfahrzeuge sowie in den Bereichen Elektromobilität und autonomes Fahren. Die Gründe liegen auf der Hand: Kosteneinsparungen bei der Entwicklung, Skalierungseffekte und schnellere Erneuerung entsprechender Modelle auf beiden Seiten. Ganz klar hieß es aber auch offiziell: "Die Volkswagen-Ford-Allianz beinhaltet keine wechselseitige Eigentümerschaft zwischen den Unternehmen, die weiterhin Wettbewerber bleiben werden."
Beide Konzerne sind ohne Frage große weltweite Akteure. Trotzdem sitzt das Geld nicht locker, zumal immer mehr Investitionen in die Elektromobilität nötig sind. Die Pluspunkte der Kooperation: Ford kennt den US-Markt sehr gut, hier konnte VW in den letzten Jahren nur mäßig punkten. Umgekehrt ist es mit Europa: Hier scheint die Ford-Chefetage in Dearborn mehr die USA im Blick gehabt zu haben, die europäische Modellpalette wirkt etwas zusammengewürfelt.
Im Nutzfahrzeugbereich hingegen gibt es schon lange gemeinsame Entwicklungen, bislang aber ohne Ford: Nehmen wir nur den ersten Mercedes Sprinter, den es auch als VW LT gab, oder die Lieferwagen von Citroen, Peugeot, Opel, Toyota und Fiat. Oder den Renault Kangoo alias Mercedes Citan/T-Klasse alias Nissan Townstar.
Ford Tourneo Connect (2022)
VW Caddy (2021)
Trotz Gedankenspiele in der Vergangenheit hat VW aber die letzten beiden Generationen des Caddy oder den Bulli nie als Skoda, Seat oder gar Audi auf den Markt gebracht. Ford wiederum vermarktete bislang seine leichten Nutzfahrzeuge nur als Ford.
Soll heißen: Neuentwicklungen ausschließlich für Ford oder nur für VW sind zu teuer, also warum nicht gemeinsame Wege gehen? Das erste sichtbare Resultat ist der neue Ford Tourneo Connect. Bei ihm handelt es sich praktisch um einen VW Caddy mit anderer Frontpartie.
Ford Ranger Wildtrak (2022)
Volkswagen Amarok (2023)
Den umgekehrten Weg geht man bei den Neuauflagen von Ford Ranger und Transit Custom. Sie kommen zuerst auf den Markt, erst dann folgen mit dem Amarok und dem T6-Nachfolger die Pendants von VW. Im Fall des neuen Amarok zeigen erste Skizzen, dass sich der Pick-up optisch recht deutlich vom Ranger differenzieren wird. Die Zielvorgaben der drei gemeinsamen Projekte sind enorm: "In den drei Nutzfahrzeug-Projekten der Allianz sollen insgesamt rund 8 Millionen Fahrzeuge entwickelt und produziert werden", heißt es bei Ford.
Mit Blick auf den gemeinsamen Transporter wurde 2020 folgendes gesagt: "Ford wird als weiteres Projekt später einen gemeinsamen Transporter im Ein-Tonnen-Ladesegment entwickeln." Ergo: Die Ablösung des VW T6.1 in dessen Nutzfahrzeug-Varianten. Als Multivan respektive Pkw-Version wurde er bereits vom T7 abgelöst. Mit diesem hat Ford aber NICHTS zu tun.
Und im Pkw-Bereich? Hier klebt Ford natürlich nicht einfach sein Logo an einen VW ID.4.Zu den neuen Elektro-Pkw gehören zwei Crossover, die beide imFord Electrification Centerin Köln gebaut werden. Das erste, einMittelklasse-SUV, soll Ende 2022 vorgestellt und ab 2023 produziert werden; auf den Markt kommt es ebenfalls 2023. 2024 folgt ein weiteres Elektro-Modellaus Köln, und zwar ebenfalls ein Crossover.
In der Ford-Pressemitteilung wird der Modulare Elektrobaukasten (MEB) von VW nicht erwähnt, und in derMeldung von VWnur in Bezug auf den ersten, 2023 startenden Crossover. Ein VW-Sprecher teilte uns aber mit, dass tatsächlichbeideModelle auf MEB beruhen werden.Bei dem ersten Modell dürfte es sich um ein Derivat des VW ID.4 oder ID.5 handeln.
Um abschließend noch einmal Ford selbst zu zitieren: "Ab 2023 rechnet Ford innerhalb von mehreren Jahren mit der Auslieferung von mehr als 600.000 Elektrofahrzeugen auf Basis der MEB-Plattform."
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Bis 2024 plant Ford zudem einen Elektro-Puma und fünf rein elektrische Nutzfahrzeuge. Woher diese Modelle ihre Plattform nehmen, bleibt zum jetzigen Zeitpunkt aber reine Spekulation. Wir werden die weitere Zusammenarbeit von Ford und Volkswagen gespannt beobachten.